Mentale Gesundheit & Social Distancing
Social Distancing lautet nach wie vor die Devise – die Auswirkungen spüren wir alle. Über “einfache Sehnsüchte” hinaus, kann sich die Situation aber auch deutlich auf die mentale Gesundheit auswirken. Dipl.-Psychologin Susanne Götsch, Head of HR bei Jazzunique sowie systemische Beraterin und Therapeutin beschreibt in diesem Beitrag die Zeichen, auf die wir alle achten sollten, wie man den negativen Effekten entgegenwirken kann und sich mental fit hält.
- Inwiefern beeinflusst die aktuelle Lage unsere mentale Gesundheit?
Das kommt unter anderem auch darauf an, in welche Lebensbereiche die Krise hineinragt – trifft sie uns existenziell? Schränkt sie uns beruflich ein oder arbeitet man gar in einem Bereich, der gerade besonders gefordert ist?
- Unsere Ausgangssituation spielt auch eine große Rolle: Leben wir alleine? Oder leben wir vielleicht in einem beengenden Umfeld? Gibt es bereits Vorerkrankungen, die uns zu der besonders anfälligen Risikogruppe zählen lassen?
All diese Faktoren können unsere Psyche belasten und Ängste und Depression entstehen lassen oder verstärken, oder uns umgekehrt natürlich auch schützen. Ich kenne auch Menschen, denen es mit der damit einhergehenden Entschleunigung plötzlich besser geht.
- Kann man direkten, sozialen Kontakt mit digitalem ersetzen?
Ich glaube nicht, dass man echten sozialen Kontakt mit digitalem ersetzen kann, aber ihn etwas ausgleichen. Er kann dazu beitragen, sich nicht völlig isoliert zu fühlen und den Austausch mit seinen Mitmenschen konstant zu halten.
- Wie kann man frühzeitig eine Verschlechterung der mentalen Gesundheit erkennen und effektiv entgegen wirken?
Antriebslosigkeit, diffuse Ängste und Unwohlsein, Gefühl von übermäßiger Langeweile oder Überforderung können Anzeichen sein. Jedoch ist es wichtig anzuerkennen, dass diese Gefühle in dieser Zeit auch normal sind – ausschlaggebend hierbei ist das Maß. Wenn diese Gefühle sehr ausgeprägt sind und sich über einen langen Zeitraum hinweg ziehen, ohne sich zu verbessern oder sich gar verschlechtern, sollte man professionelle Hilfe aufsuchen.
- Kann es psychische Langzeitauswirkungen geben?
Ja, für alle die auch nach der Krise weiterhin mit existenziellen und sozialen Auswirkungen zu kämpfen haben und für psychisch labile Menschen, für die die aktuelle Situation einen Zustand darstellt, bei dem sie nicht oder nur begrenzt die Hilfe beziehen können, die sie benötigen und unterstützenden Aktivitäten, wie der Stärkung des sozialen Umfelds und bestimmten Aktivitäten nicht nachgehen können. Ganz schwierig wird es zunehmend für Kinder aus Familien, die auch vor Corona schon an ihre Grenzen der Belastbarkeit kamen.
- Wirkt sich die Situation auf die individuelle Kreativität aus?
Während die derzeit allgegenwärtige Angst manche durchaus lähmen kann, kann sie sich bei anderen positiv auswirken: Manch einer wird in Situationen wie diesen erfinderisch, findet Inspiration und beeinflusst seine Mitmenschen damit auch positiv.
- Es gibt viele Stimmen, die sich dafür aussprechen, produktiv mit der Zeit umzugehen. Gleichzeitig fühlen sich viele durch die Angst vor dem Virus und soziale Isolierung antriebslos. Wie geht man am besten damit um?
Am Besten viel Struktur schaffen, Zeit einplanen für Arbeit, Freizeit und Sport. Sich mit anderen austauschen. Grübeln erkennen und bewusst und durch ein lautes “STOP” unterbrechen. Vor allem sollte man darauf achten, keine destruktiven Mechanismen zu verstärken wie z.B. übermäßiger oder nicht ausreichender Schlaf, steigender Alkoholkonsum, vermehrtes Rauchen, etc. Sonst können sich so häufig neue Problemfelder entwickeln.
- Was sind gute Methoden, um sich mental fit zu halten?
Hilfreich und nachweislich “antidepressiv” sind Bewegung an der frischen Luft, die Sonne genießen, Entspannungsverfahren und Meditation. Dabei muss man kein Profi sein – sich immer wieder Zeit zu nehmen, um sich auf sich selbst zu besinnen, kann sich bereits positiv auf das Wohlbefinden auswirken. Gute, gesunde Ernährung und befriedigende soziale Kontakte (über Spaziergänge, Telefonate etc) sowie das Zusammensein mit Tieren können Stress reduzieren. Auch ein Maß an Ablenkung ist gerade in einer Zeit, in der man negativen Nachrichten kaum ausweichen kann, wichtig. Die Zeit nutzen, um sich Hobbies zu widmen, die noch durchführbar sind, Bücher zu lesen und Filme zu schauen, kann dabei helfen. Ganz wichtig, finde ich: Auf keinen Fall den Humor verlieren. Lachen hilft – auch in Zeiten von Corona und am besten gemeinsam!
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